Daten beißen nicht!
Statt großer Worte wie digitale Transformation fangen wir mal mit kleinen Taten an.
Wie steht es denn mit Ihrer Datenerfassung und –auswertung der Wasseraufbereitung?
Beantwortet Ihre regelmäßige automatische Datenauswertung die wesentlichen Fragen:
- Wo sind meine Zeitfresser?
- Wo sind die Kostentreiber?
- Wo sind die Verbesserungspotenziale?
Das Thema digitaler Wandel ist in aller Munde und nutzt sich langsam schon etwas ab. Unser konkreter Anlass uns mit Datenerfassung und –auswertung zu beschäftigen, ist das Update unseres beliebten Betriebstagebuchs. Wir wechseln von Microsoft zu einer open source Software. In diesem Zusammenhang werden auch die Auswertungsroutinen erweitert. Hierzu sind wir alle alten Anregungen und Wünsche der Bediener durchgegangen. Dabei fällt auf, das die Datenerfassung im Bereich der Wasseraufbereitung sich mit den Jahren kaum verbessert hat. Geschweige denn die Datenauswertung im Hinblick auf die Verbesserung der Prozesse. Ein guter Anlass sich doch einmal mit dem Thema Datenerfassung und –auswertung zu beschäftigen.
Der digitale Wandel fängt mit Ihren Daten und der DATENKOMPETENZ der Mitarbeiter an. Hinsichtlich der Datenerfassung stehen die Produktionsanlagen im Fokus. Aber wie steht es mit den Anlagen zur Wasseraufbereitung? Zwar ist die Frischwasseraufbereitung mit den VE-Anlagen wichtig für Produktqualität, aber Datenerfassung . . . ? Bei der Prozesswasseraufbereitung fristen die Kreislaufanlagen ihr Dasein in einer Ecke und werden erst beachtet, wenn sie nicht mehr laufen. Werden überhaupt Daten erfasst?
Die Abwasseranlage „kostet eh nur Geld und immer zu viel“
Wie sieht denn Ihre Datenerfassung und –auswertung der Wasseraufbereitung aus? In den vielen Firmen
- Nur Dokumentation der Analysenergebnisse ggf. noch Zählerstände
- Verschwinden die Daten in einem Ordner oder ist der Datenfriedhof eine Datei?
- Besteht die gesamte Auswertung aus einem Vergleich mit den behördlichen geforderten Werten?
Damit werden die wesentlichen Fragen:
- Wo sind meine Zeitfresser?
- Wo sind die Kostentreiber?
- Wo sind die Verbesserungspotenziale?
nicht beantwortet.
Sensordaten und Nutzererfahrung
Sobald das Wort „Digitalisierung“ fällt ist der 1. Gedanke „Sensortechnik“. Bei verfahrenstechnischen Anlagen mit hohem Automatisierungsgrad, wie Wasseraufbereitungen, werden die Sensordaten im Prozessleitsystem PLS) erfasst. Aber das ist nur die halbe Miete.
Mit Automatisierung können Ihre Anwender vielleicht schneller neue Einblicke gewinnen, doch menschliche Aufmerksamkeit und Erfahrung sind nicht zu ersetzen.
Mal ein Beispiel:
Ich kann die Kurvenaufzeichnung des pH-Sensors im PLS auswerten und feststellen, ob die vom Bediener gewählte Parametrierung gut war. Ob der Prozess, die Abwasserbehandlung, zu einem erfolgreichen Ergebnis geführt hat, müsste ich im Ordner (dem Datenfriedhof) nachschlagen. Beides sagt mir aber nicht, ob die Schlammkonsistenz gut war oder ob der Pressvorgang zu lange dauerte (= Verminderung des Gesamtdurchsatzes des Anlage) oder ob der Schlamm die Filtertücher verklebte und die Bedienermannschaft die Presse zeitintensiv reinigen musste (= Zeitfresser).
Um die Fragen nach Zeitfressern und Kostentreibern zu beantworten, muss die Datenerfassung also mehr als eine Sensorkurve beinhalten. Man kommt nicht umhin die Erfahrung der Bedienermannschaft in die Datenerfassung einzubeziehen. Sensordaten sind nicht dasselbe wie Nutzerdaten und nur gemeinsam kann die Zielsetzung „Verbesserungspotenziale zu finden“ erreicht werden.
Es menschelt oder Datenkompetenz der Mitarbeiter steigern
Wenn wir mit unserem Betriebstagebuch kommen, gibt es häufig erst einmal ein Stöhnen von der Bedienermannschaft: „Noch mehr zu dokumentieren!“ Im Hinterkopf sind die verschiedenen Datenfriedhöfe, die von ihnen gefüttert werden müssen. Zudem werden diese Dokumentationen nur zur Überprüfung bzw. Kontrolle ihrer Handlungen verwendet.
Jetzt plötzlich geht es nicht mehr Dokumentation sondern um Datenauswertung aus der auch eine Handlung abgeleitet werden kann / soll. Es menschelt!
Professioneller ausgedrückt muss die Datenkompetenz der Mitarbeiter erweitert werden.
Einer der wichtigsten Aspekte einer datengesteuerten Transformation ist Datenkompetenz, also die Fähigkeit, Daten zu lesen, mit ihnen zu arbeiten, sie zu analysieren und mit ihnen zu argumentieren.
Statt das Betriebstagebuch einfach top down zu verordnen, ist es sinnvoll es mit 2 Workshops und deiner 1 monatigen Testphase zu flankieren.
Und siehe da nach einem Monat gibt es von den Mitarbeitern weitere Wünsche was noch ausgewertet werden sollte.
Fazit
Mit einer kleinen Maßnahme ist die Datenkompetenz der Mitarbeiter, die Datenerfassung und Auswertung im Bereich der Wasseraufbereitung um Potenzen gestiegen. Durch die automatische Auswertung und Visualisierung der Daten, können schnell Verbesserungspotenziale entdeckt werden und damit ist ein laufender Verbesserungsprozess initiiert worden.
Ob diese Maßnahme wirklich mit dem Wort Digitalisierung belegt werden kann sei dahin gestellt. Aber es macht den Betriebsalltag einfacher, es vereinfacht die Zeit- und Kostenfresser zu identifizieren und eine Verbesserung konstruktiv anzugehen.