Kiesfilter, Ionenaustauscher & Co

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Folge 1 Kiesfilteranlagen: Optimierung + Wartung

Einleitung

Kiesfilteranlagen sind eine wesentliche Komponente in der Abwasserbehandlung, bekannt für ihre Effizienz und Einfachheit. Trotz ihrer simplen Funktionsweise verbergen sich komplexe technische Details, die für einen optimalen Betrieb und eine lange Lebensdauer der Anlagen entscheidend sind. Dieser Artikel beleuchtet die kritischen Aspekte der Kiesfilterwartung und gibt praktische Hinweise zur Überwachung und Rückspülung

Grundlagen der Kiesfilteranlagen

Kiesfilter sind die einfachste Form der Druckfilteranlagen. Sie bestehen aus einem Kiesbett in unterschiedlicher Körnung, durch das belastetes Wasser von oben nach unten fließt. Ziel ist es, Feststoffe zurückzuhalten und somit das Wasser zu reinigen. Die Filtration erfolgt durch das Kiesbett, wobei die Laufzeit des Filters automatisch endet, sobald eine bestimmte Druckdifferenz zwischen Ein- und Ausgang erreicht wird. Die notwendige Rückspülung kann entweder automatisch oder manuell ausgelöst werden.

Überwachung der Kiesfilteranlage

Der Durchflussmengenmesser ist das zentrale Instrument zur Überwachung der Funktionsfähigkeit einer Kiesfilteranlage. Dieser sollte stets gut ablesbar sein, da er wichtige Informationen über den Betriebs- und Rückspülprozess liefert. Zwei Marker auf der Skala des Durchflussmessers sind dabei von besonderer Bedeutung:

  1. Soll-Betriebsdurchfluss: Dieser Marker zeigt den optimalen Betriebsdurchfluss an, für den die Anlage ausgelegt ist. Eine kontinuierliche Einhaltung dieses Durchflusses ist essenziell, da Abweichungen die Laufzeit (Rückspülintervalle) der Filtration beeinträchtigen können.
  2. Rückspüldurchfluss: Der zweite Marker zeigt den Durchfluss während der Rückspülung an. Eine unzureichende Rückspülgeschwindigkeit führt dazu, dass nicht alle Feststoffe aus dem Filterbett entfernt werden, was mittelfristig zu Verblockungen führt.

Unterschätzte Betriebsprobleme und deren Auswirkungen

Aus der Vielzahl der Betriebsprobleme, greifen wir die 2 am meisten unterschätzen heraus. Weil Kiesfilter nicht sofort kaputt gehen, wenn die geplante Soll-Volumenstrom unter- bzw. überschritten wird, werden die Folgen für den Betrieb unterschätzt.

  1. Erhöhter Volumenstrom: Wenn der Volumenstrom durch die Anlage aufgrund geänderter Betriebsbedingungen erhöht wird, führt dies zu einem höheren Gegendruck im Filter. Die Rückspülung wird dann häufiger erforderlich, was zu einem erhöhten Abwasseraufkommen und einer reduzierten Filterverfügbarkeit führt.
  2. Verminderter Volumenstrom: Ein zu niedriger Volumenstrom kann auf eine alternde oder schlecht gewartete Pumpe hinweisen. Der dadurch verringerte Gegendruck führt zu einer verspäteten Rückspülung, wodurch der Filter tiefer verschmutzt. Das führt zu zusätzlichen und/oder intensiveren Rückspülzyklen.

Wichtige Alarmsignale und deren Interpretation

Ein effektives Monitoring und schnelle Reaktion auf unübliche Betriebszustände sind entscheidend für den optimalen Betrieb einer Kiesfilteranlage. Zu den wichtigsten Alarmsignalen gehören:

  1. Durchflussgeschwindigkeit bei der Rückspülung: Wird der vorgeschriebene Durchfluss nicht erreicht, deutet dies auf ein Problem hin, das sofortige Maßnahmen erfordert.
  2. Differenzdruck nach der Rückspülung: Liegt der Druck nach der Rückspülung nicht im normalen Bereich von 0,2 bis 0,3 bar, war die Rückspülung nicht erfolgreich. Hier sollte das Rückspülprogramm überprüft und eventuell angepasst werden.
  3. Verkürzte Rückspülzyklen: Eine schleichende Verkürzung der Rückspülzyklen weist auf eine zunehmende Verschmutzung des Filters hin. Eine Datenaufzeichnung und -auswertung kann hier Klarheit schaffen.

Optimierung der Rückspülung

Die Rückspülung ist ein kritischer Prozess zur Sicherstellung der Filterfunktion. Sie sollte in regelmäßigen Abständen durch das Bedienerteam überprüft werden. Durch Alterungsprozesse, Kiesbruch, längere unzureichende Rückspülung etc. müssen die Basiseinstellungen von der Inbetriebnahme angepasst werden. Hierzu sollte das Bedienteam über vertiefte Kenntnisse verfügen. Die Optimierung der Rückspülung führt zu

  • längeren Betriebszeiten,
  • weniger Rückspülungen
  • geringer Abwasseranfall
  • weniger Arbeit für das Bedienteam
  • geringere Kosten
  • längerer Lebensdauer

Zusammenfassung

Kiesfilteranlagen sind trotz ihrer Einfachheit komplexe Systeme, die regelmäßige Überwachung und Wartung erfordern. Durch die genaue Beobachtung von Durchflussmengen, Differenzdruck und Rückspülzyklen können Betreiber die Effizienz und Lebensdauer ihrer Anlagen erheblich verbessern. Eine strukturierte Datenaufzeichnung und -auswertung unterstützt dabei, schleichende Probleme frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Tipp

Um die Kenntnisse zur eigenen Kiesfilteranlage zu vertiefen oder aufzufrischen oder neu zu erwerben bietet sich der Kiesfilterführerschein an, der umfassende Informationen und praktische Anleitungen zur optimalen Nutzung und Wartung von Kiesfilteranlagen vermittelt.

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